Feuchteschäden – Woher kommt das Wasser?
Wenn von Feuchteschäden die Rede ist, denkt man schnell an einen „feucht riechenden“ Keller oder einen abfallenden Außenputz. Aber führt eine Feuchteeinwirkung immer zu Schäden und wie entsteht eine Durchfeuchtung?
Die Einwirkung von Wasser auf das Bauwerk kann in ganz unterschiedlicher Weise erfolgen. Das kann beispielsweise das Regenwasser auf das Dach oder die Fassade sein. Oder Feuchtigkeit im Boden, die auf die Kellerwände trifft. Aber auch Lecks an wasserführenden Leitungen, wie etwa Abwasserrohren, Wasserleitungen, Heizungsinstallation, Regenfallleitungen usw. können Wasser in das Bauwerk bringen.
Oft vernachlässigt, weil nicht sichtbar, ist die Nutzung. Neben der direkten Verwendung von Wasser im Bad und in der Küche wird auch durch Pflanzen und nicht zuletzt durch die Bewohner selbst Wasserdampf in die Raumluft abgegeben. Im Durchschnitt werden so bei einem Vierpersonenhaushalt etwa 10 Liter Wasser täglich im Gebäude freigesetzt.
Feuchtigkeit trifft auf Baustoffe – Was heißt das?
So vielfältig wie die Entstehung von Feuchtigkeit im oder am Gebäude sein kann, so unterschiedlich wirkt sich diese auch auf das Bauwerk und die Baustoffe aus. Sind die Dachziegel richtig verlegt und der Keller nach den Regeln des Handwerks gebaut, wird es über die Lebensdauer der Baustoffe hinweg auch keine Probleme mit dem Niederschlags- oder Sickerwasser geben.
Tritt durch Schäden an der Gebäudehülle oder der Installation Wasser ins Bauwerk ein, verhalten sich die Baustoffe unterschiedlich.
Hydrophobe Baustoffe: Baustoffe wie Glas und viele Kunststoffe – auch Metalle mit Korrosionsschutz – sind gegen Feuchteeinwirkung unempfindlich.
Hydrophile Baustoffe: Beton, Mauerwerk aus Ziegel oder Kalksandstein, Putze u. ä. sind poröse Baustoffe. Sie nehmen Wasser in unterschiedlichen Mengen auf. Ist die erhöhte Feuchtigkeit von kürzerer Dauer und ohne Frosteinwirkung, nehmen diese Baustoffe dadurch keinen Schaden. Anders verhält es sich beispielsweise mit Holz. Bei wiederkehrender oder anhaltend höherer Feuchtigkeit, sind Schädigung durch holzzerstörende Pilze (Fäulnis) zu erwarten. Auch viele Faserdämmstoffe werden bei Durchfeuchtung zerstört. In der Regel werden diese nach dem Abtrocknen nicht mehr die ursprünglichen Dämmeigenschaften haben.
Feuchteschäden – Beispiele
Neben der direkten Schädigung der Baustoffe infolge Wassereinwirkung spielen die „Folgeschäden“ eine wesentlich bedeutendere Rolle.
Ist beispielsweise das Ziegelmauerwerk infolge eines Wasserrohrbruches stark durchfeuchtet, sinkt dadurch die Wärmedämmfähigkeit. Die Folge ist ein deutlich höherer Energieverbrauch in der Heizperiode und mit hoher Wahrscheinlichkeit Schimmelbefall an den kalten Wandoberflächen. Weiterhin wird es einen erheblichen Anstieg der Raumluftfeuchtigkeit durch abtrocknendes Wasser an der Wandoberfläche geben. Das feuchte Innenraumklima begünstigt den Schimmelbefall. Auch das Mobiliar, die Polstermöbel, der Bodenbelag und abgehängte Decken usw. werden durch die hohe Luftfeuchtigkeit beschädigt. Abtrocknendes Wasser hinterlässt auch typische „Wasserränder“ an der Wandoberfläche. Von wesentlicher Bedeutung ist auch das resultierende unbehagliche Klima in den Wohnräumen.
Erkennen von Feuchtigkeit – Messmethoden
Im obigen Beispiel des Wasserrohrbruches werden sich früher oder später sichtbare Anzeichen einer Durchfeuchtung einstellen. Wie sieht es aber im Keller aus? Ist ein „Kellergeruch“ ein Beleg für eine erhöhte Feuchtigkeit? Und was ist eine erhöhte Feuchtigkeit?
In Zweifelsfällen wird man nicht umhin kommen, Messungen durchzuführen. Hierfür stehen unterschiedliche Messverfahren mit unterschiedlicher Genauigkeit zur Verfügung. Nachfolgend sind die vier am häufigsten angewandten Verfahren kurz erläutert:
Darrmethode:
Die höchste Genauigkeit erzielt man mit der gravimetrischen Messmethode (Darrmethode) durch eine fachgerechte Probenentnahme mit anschließender Labormessung. Hierbei wird der Baustoff vor und nach einer vollständigen Trocknung gewogen.
Widerstandsmessung:
Ebenfalls gute Messergebnisse werden durch eine Widerstandsmessungen im Bauteil erzielt. Hierfür sind die Mess-Elektroden durch Bohrungen oder Einstecken bzw. Einschlagen in das Bauteil zu bringen. Mit geeigneten Messgeräten kann dann der Gewichts-Prozent-Anteil des Wassers abgelesen werden. Diese Methode ist am besten für Holz, aber auch für Beton, Mauerwerk, Dämmstoffe usw. geeignet.
CM-Methode:
Bei Estrichen und teilweise bei Putzen hat sich die „CM“-Messung etabliert. Die Buchstaben stehen für Calciumcarbid-Methode. Das zerkleinerte Probenmaterial füllt man in einen dichten Behälter. Durch einen chemischen Vorgang des Calciumcarbids mit Wasser entsteht in dem Behälter ein Druck, der über einen Manometer abgelesen werden kann. Aus dem Druckanstieg wird auf die Wassermenge zurückgeschlossen. Diese Messmethode steht – auch durch anwenderbedingte Fehler – stark in der Kritik. Praxisnahe Alternativen gibt es jedoch insbesondere für Estriche kaum.
DK-Messprinzip:
Vollkommen zerstörungsfrei ist das „DK-Messprinzip“. Das Messverfahren nutzt die dielektrischen Eigenschaften von Wasser aus. Das Messgerät oder eine separaten Sonde mit angebauter Elektrodenspitze erzeugt ein kapazitives Messfeld. Anhand der Messwerte lässt sich abhängig von der Baustoffdichte der Wassergehalt ermitteln. Dieser wird dann meist in Form von „Digits“ angegeben und ist nur in Verbindung mit Wertetabellen des Messgeräteherstellers aussagekräftig. Zwar ist dieses Verfahren ungenauer als die vorgenannten, lässt sich jedoch an der Baustoffoberseite in größerer Anzahl durchführen und gibt damit ein gutes qualitatives Bild des Zustands wieder.
Voraussetzung für ein verwertbares Messergebnis ist bei allen Verfahren die systemtreue Vorgehensweise und die Dokumentation der Messpunkte, Messgeräteparameter und der äußeren Umstände vor Ort. Für eine neutrale Beurteilung sollte ein öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger zur Rate gezogen werden.
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt?
Das Messergebnis alleine führt weder zu einer trockenen Wohnung noch zur Beseitigung der Schäden. Es ist der Anfang einer Schadensbeseitigung oder bei größerem Umfang sogar einer Sanierung. Allgemeingültige Tipps für die Vorgehensweise gibt es nicht, aber am Anfang steht immer die Beseitigung der Ursache und dann auch die Trocknung der durchfeuchteten Bereiche.
Geeigneten Hilfsmittel, vom Intensivlüften über Luftentfeuchtungsgeräte, Flächenheizgeräten bis hin zu Trockengeräten die über spezielle Düsen in das Bauwerk eingreifen, gibt es in großer Bandbreite. Für die Auswahl und den Ablauf sollte im Schadensfall fachkundiger Rat eingeholt werden.