Die Fuge im Bauwesen

Im Baubereich gibt es eine Vielzahl von Fugen. Mit dem Begriff Fuge bezeichnet man dabei Stoßstellen gleichartiger oder unterschiedlicher Materialien mit mehr oder weniger Zwischenraum. Durch Arbeitsfugen werden Bauteile getrennt, um den Bauablauf zu vereinfachen. Dehnfugen ermöglichen das Ausdehnen oder Zusammenziehen von Bauteilen, beispielsweise bei Temperaturänderungen. Anschlussfugen ergeben sich aus Stoßstellen von unterschiedlichen Bauteilen. Es gibt Fugen, die eine Schallweiterleitung minimieren und damit dem Schallschutz dienen. Andere Fugen trennen Bauteile um einen besseren Wärmeschutz zu erhalten. Während die Arbeitsfugen nach Fertigstellung des Bauabschnitts keinen nennenswerten Zwischenraum aufweisen und nur noch optisch sichtbar sind, haben die weiter aufgezählten Fugen gemeinsam, dass sich die Fugenseiten gegeneinander verformen können.

 

Schaden durch fehlende Fugenausbildung

Schaden durch fehlende Fugenausbildung

 

Die dichte Fuge

Starre Fugen, bei denen keine Verformungen zu erwarten sind, kann man auch mit starren Vergussmaterialien verfüllen. Das beste Beispiel hierfür sind die Fliesen in Küche und Bad, deren Zwischenräume mit Fugenmörtel verschlossen sind. Will man bewegliche Fugen gegen eindringende Feuchtigkeit schützen, ist ein flexibler Schutz der Fuge notwendig. Sofern keine besonderen Anforderungen an Größe oder Breite der Fugenabdeckung gestellt sind, kann die Abdichtung durch ineinander verzahnte oder schuppenförmig angeordnete Abdeckungen erfolgen. Ein typischer Anwendungsfall wären beispielsweise die Blechverkleidungen des Kamins bei der Dachdurchdringung.

Soll die Fuge aber klein und ebenengleich mit der Fugenvorderkante sein, ist ein Verschluss mit einem elastischen Dichtmittel notwendig. Umgangssprachlich werden solche Fugen gerne Silikonfugen oder Acrylfugen genannt, obwohl es eine Reihe weiterer Dichtmittel gibt.

Der Wunsch: Elastische Fuge

Künstlich hergestellte elastische Materialien verspröden mit zunehmendem Alter. Das heißt, ihre Verformbarkeit wird geringer. Allein aus dieser Erkenntnis wird deutlich, dass es die „dauerelastische“ Fuge nicht gibt. Durch die altersbedingte geringere Dehnbarkeit des Fugenmaterials ergeben sich größere Kräfte im Fugenmaterial, die entweder zu einem Aufreißen in der Fuge oder aber zu einem Ablösen des Fugenverschlusses von den Fugenrändern führen.

Elastische Fugenverschlüsse werden im Bauwesen deshalb auch immer als Wartungsfugen bezeichnet. Sie bedürfen je nach Lage und Beanspruchung einer regelmäßigen Kontrolle und müssen bei Bedarf ausgetauscht werden.

 

Ein dicker Fugenverguss muss nicht unbeding wirksam sein

Ein dicker Fugenverguss muss nicht unbeding wirksam sein

 

Die Ausführung der elastischen Fuge

Dass die Fugenränder vor dem Einbringen eines Fugendichtmittels sauber und staubfrei sein müssen, sollte selbstverständlich sein. Eine ausreichende Klebewirkung an den Rändern wird nur auf haftfähigem Untergrund erzielt. Aber auch das vollständige Verfüllen der Fuge mit einem elastischen Dichtmittel wird nur kurzzeitig einen dichten und flexiblen Verschluss ermöglichen. Der Grund hierfür liegt an zwei sich scheinbar widersprechenden Anforderungen. Einerseits soll die Haftfläche des Dichtstoffes am Fugenrand groß sein, um eine möglichst gute Verklebung zu erhalten. Andererseits soll aber der dehnfähige Bereich der Fuge dünn sein, damit ein größtmögliches Maß an Verformbarkeit bei geringen Kräften erreicht wird. Hier bedient man sich Hilfsstoffen. Die elastische Fuge wird mit einer runden Dichtschnur hinterfüttert, so dass die Fuge auch auf der Rückseite eine konvexe Form hat.

Wird dann noch auf die richtige Verarbeitungstemperatur, auf blasenfreies und gleichmäßiges Einbringen des Fugendichtstoffes sowie auf ein Glätten der Oberfläche nach Vorgabe des Herstellers geachtet, steht einer Lebensdauer von bis zu 10 Jahren (oder auch mehr) nichts mehr im Weg.

 

Schematischer Aufbau der Fuge